Fotocredits: Thomas Zelenka
Fotocredits: Thomas Zelenka
In meinem vierten Artikel möchte ich euch etwas über die Honigproduktion in der Stadt erzählen. Was sind die Unterschiede zwischen Honig vom Land und aus der Stadt.
Dieser Artikel wurde am 28. Mai 2020 veröffentlicht
und ist möglicherweise nicht mehr aktuell!

Mit Honig verbinden wir vor allem Natur, Gräser, Pflanzen und Blüten. Daher denken viele, dass Honig von guter Qualität ausschließlich vom Land kommen muss. Aber stimmt das wirklich? Kann es auch guten Honig aus der Stadt geben und wenn ja wie unterscheidet sich dieser dann vom beliebtem Landhonig?

Unterschiede zwischen Honig aus der Stadt und Honig vom Land

Stadthonig kommt aus Kleingärten und Parks, von Friedhöfen, von Balkonen und immer grüner werdenden Dächern. In der Stadt finden Bienen über die gesamte Blühsaison hinweg Nahrung. Honig aus der Stadt ist also sehr vielfältig, denn in den Stadthonig mischen sich viele verschiedene Geschmäcker von Pflanzen, die sehr oft gleichzeitig blühen. So gibt es in der Stadt keinen reinen Sortenhonig so wie auf dem Land, wo man einen reinen Sortenhonig erntet. 

Außerdem haben Stadt- und Landhonig eine unterschiedliche Konsistenz. Diese hängt nämlich vom Glukose- Fruktose- Verhältnis ab. Der Stadthonig ist meist etwas flüssiger als der vom Land, da der Nektar von Bäumen mehr Fruktose enthält. Er kristallisiert deshalb auch später aus. Rapshonig, zum Beispiel, als typischer Landhonig und Sonnenblumenhonig enthalten dagegen viel Glukose und kristallisieren schneller. 

Warum fühlen sich Bienen in der Stadt so wohl und wie äußert sich das auf den Geschmack?

Für Bienen ist die Stadt ein Paradies. Hier finden sie einen reichhaltigen und abwechslungsreichen Speiseplan. Verschiedenste Arten von Blüten zeigen das ganze Jahr über abwechselnd ihre Pracht und versorgen die fleißigen Insekten mit unterschiedlichen Pollen und Nektar. Die Blütenzusammensetzung in der Stadt ist meist vielfältiger, als auf dem Land, das macht sich insbesondere im Geschmack bemerkbar. Dazu können Balkonpflanzen dem Stadthonig eine exotische Note verleihen. 

Ist Landhonig trotzdem besser bzw. gesünder als Stadthonig? 

Die Qualität von Stadthonig steht dem vom Land in nichts nach. Wer meint, mit all dem Lärm und Abgasen wäre es unmöglich „sauberen“ Honig zu bekommen, der irrt. Honig ist eines der reinsten Lebensmittel überhaupt und Stadthonig ist nicht nur gesund, sondern nahezu unbelastet. Bienen saugen den Nektar aus frisch aufgeblühten Blüten. Dadurch hat die Blüte kaum Zeit die Schadstoffe aus der Luft aufzunehmen. Außerdem verfügen Bienen über ein sehr effektives Filtersystem, sodass nur Stoffe in vernachlässigbaren Mengen im Honig zurückbleiben. In der Stadt gibt es keine großflächige Pestizidanwendung und daher auch keine Rückstände im Honig. Das kann ihn qualitativ sogar ansprechender machen als reinen Sortenhonig vom Land. 

Milch & Honig Dessert mit Wiener Stadthonig. Fotocredits: Marcel Drabits

 Der Wiener Solarhonig – ein nachhaltiges Konzept mit Zukunft

Bei Wiens größtem Bürgersolarkraftwerk in Liesing leben über eine Million Bienen. Gemeinsam mit dem Verein Stadtimker haben die Wien Enerige-Lehrlinge Bienenstöcke errichtet und Bienenvölker angesiedelt. Neben dem Naturstrom für rund 400 Wiener Haushalte entsteht dort jetzt auch feinster Wiener Blütenhonig. 

Beim Standort Liesing haben Wildbienen, Schmetterlinge und Honigbienen ein neues Zuhause gefunden. Die Flora bietet die optimale Umgebung sodass zwischen den Solarmodulen viel Platz für Pflanzen, Blumen und Gräser entstanden ist. 

Warum ist es so wichtig den Bienen unterschiedliche Lebensräume zu bieten?

Aktionen wie die des Wiener Solarhonigs, ermöglichen es zusätzlich viele Bienenarten auch im urbanen Raum zu erhalten. Es gibt alleine in Österreich 700 Bienenarten und von diesen stehen 80 Prozent auf der roten Liste und sind vom Aussterben bedroht. Deshalb ist es umso wichtiger die Bienenarten zu schützen und dadurch auch die natürliche Pflanzenvielfalt bewahren zu können.