20.000 Menschen sollen hier bis 2028 wohnen: Die Seestadt Aspern ist eines der größten Städtebauprojekte in ganz Europa. Inmitten des 22. Bezirks in Wien sieht der Besucher gleich auch recht deutlich: Hier wird noch gebaut. Egal wohin man blickt, Kräne und große Baumaschinen sind im Hintergrund zu sehen. Davon lassen sich die Bewohner allerdings keineswegs irritieren. Es gibt ja Gott sei Dank auch noch genug andere Platzerl, wo man hinschauen kann.
Doch zuerst muss man einmal ankommen in der Seestadt. Und das ist seit einigen Jahren bequem mit der U-Bahn möglich. U2 Endstation Seestadt Aspern.

Aber wir geben es zu: Für Innenstadtverwöhnte mutet die Fahrt in diesen Teil der Donaustadt wie eine mittlere Reise an. Vor allem, weil die U2 nicht mit jeder Garnitur bis in die Seestadt fährt. Am Samstag sind 10 Minuten-Intervalle angesagt. Wer gerade eine U-Bahn in die Seestadt vom Karlsplatz verpasst hat, der braucht gut und gerne 40 Minuten in das Viertel. Da ist man in St. Pölten auch schon.
Das stört aber weder Bewohner noch Besucher. Wir treffen bei unserem Ausflug nämlich ungewöhnlich viele Menschen, die der Seestadt schlicht einen Besuch abstatten. Entweder um im See zu baden, oder um Gästen aus anderen Ländern das gigantische Städtebauprojekt zu zeigen.

Der fünf Hektar große namensgebende See ist Zentrum des neuen Stadtteils und vor allem für die Anwohner eine ideale Möglichkeit, um im Sommer zu entspannen. Die Hälfte der Grundfläche in der Seestadt ist dabei dem öffentlichen Raum vorbehalten, von dem 25 Prozent auf Grünflächen entfallen.

Apropos Grünflächen: Sie sind neben einem Nachhaltigkeits- und Umweltverträglichkeitskonzept, das bereits auf den Baustellen von zentraler Bedeutung ist, ein wichtiger Faktor in der Entwicklung des Stadtteils. In den sogenannten Bepflanzungszonen, die man nicht betreten sollte, wurden beispielsweise standortgerechte Pflanzen zum Schutz der Uferbereiche und der Wasserqualität gesetzt.
Aber neben naturnahem Wohnen in der Stadt geht es hier in Aspern vor allem auch um Infrastruktur. Lebensmittelgeschäfte, Drogeriemärkte, Trafiken, Friseure. „Wir haben sogar eine Boutique hier, wir müssten und theoretisch aus der Seestadt wirklich nicht wegbewegen, wenn wir nicht wollen“, erzählt eine Bewohnerin. Doch neben Einkaufsmöglichkeiten bietet die Seestadt auch weitere wichtige Infrastruktur.

Ärzte, Banken und Restaurants. Die Seestadt bietet alles, was an täglichen Eventualitäten bedacht werden müsste. Dazu gehört ebenso die Schule sowie ein Kindergarten. Und auch hier wurde weiter gedacht und so findet sich in der Seestadt nicht nur ein besonderes Gartenkonzept für Schulkinder sondern auch Bewegungsmöglichkeiten, die ebenso öffentlich genutzt werden können.


Garteln können in der Seestadt übrigens nicht nur die Schüler. Sondern auch für die Bewohner stehen Beete und Bepflanzungsflächen zur Verfügung, die man mieten kann. Einige Teile dieser Gärten können auch öffentlich und gemeinschaftlich genutzt werden.

Gemeinsames Garteln, das verbindet. Gemeinschaft wird in der Seestadt darüber hinaus groß geschrieben. Was man nicht mehr braucht, wird nicht weggeworfen, sondern mit anderen Bewohnern geteilt. Nachhaltigkeit im Sinne der Nachbarschaft.

Neben nachhaltigen und nachbarschaftlichen Ansätzen ist auch das Konzept der Straßennamen in der Seestadt eine kleine Besonderheit in Wien. Mit 20 nach Frauen benannten Straßen ist das Viertel ein Vorreiter, was weibliche Verkehrsflächennamen angeht. Wer all diese Straßen erkunden will, kann das in der Seestadt natürlich auch auf den gut ausgebauten Fahrradwegen tun. Dank des reduzierten Autoverkehrs macht das hier auch wirklich Spaß. Die Seestadt hat dabei ein eigenes Radverleihsystem, das als erstes weltweit auch das automatische Ausleihen von E-Lastenrädern anbietet.

Wenn es doch einmal das Auto sein muss, dann kann das in der Seestadt jedenfalls auch ein Elektroauto sein. Die Auflademöglichkeit dafür befindet sich ebenso mitten im Zentrum der Stadt.

Fotocredit: Energieleben Redaktion