Die Lagerung von Kohlendioxid (Carbon Capture and Storage, CCS) tief im Untergrund ist weiterhin umstritten. Soll das Treibhausgas, das die Erderwärmung vorantreibt, eingelagert werden, um es von der Atmosphäre fernzuhalten? Die öffentliche und wissenschaftliche Meinung zu CCS ist jedoch nach wie vor geteilt, nicht zuletzt, weil der Ansatz die weitere Nutzung fossiler Brennstoffe zu fördern scheint, anstatt auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen. Es ist auch unklar, inwieweit CCS skalierbar ist.
Schätzungen zufolge könnten bis zu 90% der Kohlenstoffemissionen aus der industriellen Nutzung fossiler Brennstoffe durch CCS aufgefangen werden, was dazu geführt hat, dass in den letzten zwei Jahrzehnten weltweit einige Großprojekte durchgeführt wurden. Es bleiben jedoch Fragen über die tatsächliche Wirksamkeit von CCS offen, ebenso wie die geringe Akzeptanz aufgrund des begrenzten wirtschaftlichen Nutzens und die anhaltenden Bedenken der Öffentlichkeit hinsichtlich der Sicherheit.
Wie sicher ist CCS?
Eine große Sorge bei CCS ist, dass CO2 aus diesen unterirdischen Reservoirs in die Umgebungsluft entweichen und zum Klimawandel beitragen oder die Wasserversorgung in der Nähe beeinträchtigen könnte. Eine weitere Sorge ist das Risiko von durch den Menschen verursachten Erschütterungen, die durch den Druckaufbau im Untergrund verursacht werden, die so genannte induzierte Seismizität.
Im Rahmen des von EU geförderten ENOS-Projekts haben Wissenschaftler an fünf Teststandorten in ganz Europa Forschungsarbeiten durchgeführt, um einige der Probleme der Kohlenstoffspeicherung zu untersuchen. In Deutschland wurde zwischen 2008 und 2013 die Einlagerung von Kohlendioxid in 650 Meter Tiefe im Pilotmaßstab unter industriellen Bedingungen erprobt und erforscht. Dort wurden unter permanenter Beobachtung 67.000 Tonnen CO₂ eingespeichert. Die Nachuntersuchungen über fünf Jahre hinweg haben anschließend gezeigt, dass der Speicher dicht ist, also kein Kohlendioxid entweicht. Dann wurde das Gelände zurückgegeben. Auf dem Gelände stehen heute eine Biogasanlage sowie ein Windrad. Das CO₂ liegt tief im Untergrund.
In Österreich, so wie in Deutschland, ist CCS allerdings weiterhin verboten, und das, obwohl sich sogar der Umweltverband WWF für die Einführung von CCS auf der Basis von wissenschaftlichen Szenarien ausgesprochen hat. Allerdings weist der WWF daraufhin, dass CCS kein Patentrezept zur Bekämpfung der Industrieemissionen in der EU darstellt und strikt auf unvermeidbare industrielle Prozessemissionen aus Sektoren beschränkt werden sollen, die keine Alternative zur vollständigen Dekarbonisierung haben, wie etwa Zement.
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Bild: Carbfix